Hej liebe Berliner und liebe Leute, die ihr hier mitlest

ich wollte einmal ein Lebenszeichen von mir geben. Ich bin mittlerweile nach einer langen schönen Reise mit Katja durch Tansania in Nigeria angekommen und gewöhne mich langsam an das Leben hier. Nach Ostafrika, was sich in vielen Punkten anfühlte wie „echtes Afrika“, d.h. offensichtliche Armut und ein ständiges, sympathisches Chaos, wunderschöne Natur, unglaublich herzliche Menschen, intensive Farben...ist Nigeria nun ganz anders. Zumindest Abuja, die Hauptstadt, in der ich jetzt lebe. Hier sieht es, verglichen mit Tansania, auf den ersten Blick aus wie in Europa. Super Straßen, richtige Supermärkte, viele westlich gekleidete Leute, Shoppingmalls und sogar 2 Multiplexkinos gibt es. Die Andersartigkeit ist hier subtiler, in Teilen aber auch beängstigender. Unsicherheit ist hier ein Riesenthema. Der Terror von Boko Haram ist ständiges Gesprächsthema, momentan haben alle Angst vor dem Independence-Day am Samstag. Letztes Jahr ist an diesem Tag hier eine Autobombe hochgegangen. Jeder rechnet damit, dass dies nun wieder passiert. Schwerbewaffnetes Militär und Polizei auf den Straßen ist hier normal – doch die Menschen nehmen es mit Humor. Vermutlich ist das auch der einzige Weg, damit umzugehen. Die besten Witze, die man hier machen, handeln daher von „Bokos“ und Bomben...

. Leider ist das nicht das einzige Thema hier, was die Unsicherheit betrifft. Kriminalität (Raubüberfälle in Taxen) und Entführungen sind ebenfalls reale Bedrohungen, die zumindest mir ein seltsames Gefühl des Gefangenseins in einer scheinbar friedlichen und funktionierenden Stadt Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht, zumindest keine, die man benutzen kann... so ist man für den Arbeitsweg auf Taxen angewiesen.
Obwohl es, wie ihr vermutlich herauslesen könnt, es nicht immer leicht ist, bin ich auch ziemlich dankbar und froh hier zu sein und diese Erfahrungen machen zu können. Der Kontrast Ost- und Westafrika zeigt sich doch sehr deutlich – und ist sehr interessant zu beobachten. Die Menschen unterscheiden sich in ihrer Lebensart doch sehr. Die Tansanier sind leise, friedlich und immer freundlich, aber auch unglaublich lahmarschig

. Nigerianer werden als die Amis Afrikas bezeichnet – sehr treffend. Sie sind LAUT, manchmal denkt man, sie streiten miteinander, dabei unterhalten sie sich nur

. Dafür sind sie aber auch hektisch und ungeduldig, weniger neugierig, aber auch sehr freundlich, wenn man ihnen denn die ersten persönlichen Infos aus der Nase gezogen hat. Oh ja und sie lieben Fleisch. Da sind sie wirklich wie die Amis – viele Nigerianer sind sehr dick. Wohlstand kann man hier auch an der Körperfülle erkennen.
Ui, ich merke gerade, dass das ein ziemlich langes Lebenszeichen war. Naja, vielleicht liest das ja die eine oder der andere trotzdem

. Ich freue mich schon jetzt unglaublich darauf, euch alle wieder zu sehen. Und darauf einen dicken Wollpulli zu tragen, ohne Klimaanlage. Und auf Käse. Und auf den Stammi! Trinkt mal ein Bier für mich mit!
Fühlt euch gedrückt!!!!
Susann